Ich gebe zu, auch ich erinnere mich nicht mehr an die Zeit, als Informationen von Privatpersonen im Internet in mehr als 140 Zeichen oder nicht nur in Form von Handy-Fotos verbreitet wurden. Kaum eine Vorstellung habe ich noch von dieser Zeit. Aber ich erinnere mich an meinen kleinen Zorn über diesen 140-Zeichen-Umstand; und der muss immerhin irgendeine Ursache gehabt haben, und bei der genauen Betrachtung des Umstandes kam mir die Idee, dass da wohl mal was war. Yay, man nannte es Blog! Blog klingt so ähnlich wie Vlog, aber auch dieser, wenngleich neuere Begriff, ist vermutlich bereits ausgestorben (oder wurde gar nie benutzt, wer weiß?).
Was früher „Vlog“ war, ist nicht etwa der kleine Bruder von Vlad Draculea, sondern das, was man heute unter dem Namen „Walla, kennst du Youtube-Channel von…“ kennt. Aber wie gesagt ist das Vlog eigentlich eine Abwandlung von Blog, und das ist die Kurzform von Weblog, und das war dann wohl ursprünglich… nach meiner Kenntnis… ist das sofort, unverzüglich. Ich meine, war das wohl ursprünglich eine internetbasierte Form des Tagebuchs oder Logbuchs. Naja, kann man sich ja vorstellen.
Nicht vorstellen hingegen kann man sich, dass zu der Zeit, als so etwas aufkam, die gemeine Internetverbindung in Deutschland über BTX über ein 56K-Modem (im besten Fall) abgewickelt wurde, und man für das Raubkopieren von Musik einen ganzen Abend für ein Lied (!) brauchte. Da war an Youtube oder ähnliches noch nicht im Traum zu denken. (Einen RealPlayer im Internet? Sowas Verrücktes. Aber eine nette Idee, gleich mal auf meiner Geocities-Seite drüber schreiben.)
Ich gestehe, ich selbst lese inzwischen nur noch so wenige Blogs, dass mir die Entwicklung derer, die ich früher mal gelesen habe, im Moment kaum geläufig ist. Von vielen weiß ich, dass sie irgendwie vernachlässigt wurden, die Inhalte seltener und seltener, und immer seltener kamen, oder aber, der Autor ein … naja, wie soll man sagen … verbitterter alter Mann (oder Frau) wurde. Naja, kann man ja irgendwie nachvollziehen. Anscheinend ist auch die einzig mögliche Internetkommunikationsform (oh, allein das Wort hat schon mehr als 140 Buchstaben) die Äußerung politischer Unzufriedenheit geworden.
Aber ich muss sagen, das gefällt mir nicht: ich will keinen Youtube-Channel, ich will mich nicht ausschließlich über Angela Merkel und die AfD-Affen aufregen, aber manchmal eben doch. Die Frage dabei ist, wer interessiert sich noch für den Zwischenraum. Zu privat, zu langweilig, zu sehr „irgendein Typ“ im WWW. Naja, sei’s drum. Es werden unter dieser Adresse hier bald neun Jahre sein (freilich mit größeren Pausen), aber es muss ja nicht zu ende sein. Gilt ja für die meisten Sachen.